Heute schreibt die Sächsische Zeitung über den künftigen
"Tag der Oberlausitz".
Wer noch etwas wissen will, bzw. Hinweise und Ideen hat,
bitte schreiben an
oberlausitz@gmx.eu
„Die Oberlausitz braucht einen Tag für sich“
Von Tilo Berger
Einmal im Jahr sollten sich die Oberlausitzer mit ihrer Geschichte befassen und Traditionen pflegen. Das finden engagierte Mitmenschen. Sie sagen auch, was sie nicht wollen.
Ein Oberbayer fühlt sich erst richtig als Oberbayer, wenn er in Lederhosen am Stammtisch sitzt, vor sich eine Weißwurst und eine Maß Bier. Ein waschechter Berliner schwört auf seine Currywurst. Im Thüringer Wald jodeln auch Junge heute noch Lieder von Herbert Roth, und ohne Bratwurst geht dort gar nichts.
Und hier, in der Oberlausitz? Hier streiten die Geister gerade darüber, ob die Region in ihrem Selbstverständnis lieber an Dresden andocken oder die Gemeinsamkeiten mit der Niederlausitz hervorheben sollte. Außerhalb heißt das erste schon jetzt nur „Dresden und Umland“, und im zweiten Fall unterscheiden weder Wirtschaftsforscher noch Sportreporter nach Ober- und Niederlausitz.
Das heißt aber nicht, dass die Oberlausitz nicht auch eigene Traditionen, Geschichte und Besonderheiten hat. Nur achten viele darauf in der Hektik der Zeit nicht mehr. Anders die Mitglieder des Kuratoriums „Einige Oberlausitz“. Sie wollen einen jährlichen Tag der Oberlausitz ins Leben rufen. Zu den Vordenkern dieser Idee gehört Gerd Münzberg aus Görlitz.
Herr Münzberg, warum sollte es einen Tag der Oberlausitz geben?
Damit sich die Oberlausitzer an diesem Tag einmal ausgiebig besinnen und mit sich selbst beschäftigen. Das fängt schon in der Geschichte an. Wem ist eigentlich klar, dass die Oberlausitz heute in zwei Ländern existiert – in Deutschland und in Polen? Die Oberlausitz reicht von Königsbrück im Westen bis nach Luban im Osten, heute die Hauptstadt des polnischen Teiles der Oberlausitz. Sie liegt damit genau in der Mitte der alten Handelsstraße Via Regia von der Ukraine bis nach Spanien. Die Oberlausitzer in Deutschland und in Polen haben Gemeinsamkeiten, über die an einem Tag der Oberlausitz zu reden Gelegenheit wäre. Wenn die Oberlausitzer künftig noch enger zusammenrücken, ergeben sich auch neue Perspektiven und Chancen für den Tourismus.
Wie stellen Sie sich diesen Tag vor? Wie den Tag der Sachsen, an dem alle an einem bestimmten Ort zusammenkommen?
Nein, genau so eben nicht. Es sollte eher eine Art Nationalfeiertag der Oberlausitzer sein. Ein Tag, an dem in den Orten die Oberlausitz-Fahne weht. In den Gaststätten gibt es Gerichte nach heimischen Rezepten. Die Schulen finden eine Stunde Zeit, um mit den Heranwachsenden mal über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Oberlausitz zu reden. Eine Stunde im Jahr ist da ohnehin schon herzlich wenig, aber im Moment gibt es ja nicht einmal die. Wer will, kann die Tracht der Oberlausitz tragen. Und es wäre schön, an so einem Tag im Radio auch mal die Hymne „Oberlausitz, geliebtes Heimatland“ zu hören. Unternehmen könnten zum Tag der offenen Tür einladen und so zeigen, was in der Oberlausitz alles produziert wird. Es könnte der Tag sein, um mal im ersten Atlas der deutsch-polnischen Oberlausitz aus dem Euroverlag zu blättern. Das alles sollen keine Vorschriften sein, nur Empfehlungen. Die Oberlausitzer haben doch seit jeher viel Fantasie – mit weiteren Ideen für so einen Tag werden sie die einbringen. Da bin ich mir als gebürtiger Zittauer ganz sicher.
Denken Sie da an ein festes Datum im Kalender, oder eher an einen Sonntag?
Der Tag der Oberlausitz sollte jedes Jahr an ein und demselben Tag stattfinden, ob der nun gerade auf einen Dienstag fällt oder auch auf einen Sonntag. Es sollte ein Tag mit geschichtlicher Bedeutung für die Oberlausitz sein. Da kommen einige in Frage. Einen davon haben wir, Bürger und Vereine, ja in diesem Jahr gefeiert: den 666. Geburtstag des Oberlausitzer Sechsstädtebundes am 21. August.
Wann könnte es den Tag der Oberlausitz erstmals geben?
Erst einmal hoffen wir, dass die Idee weiter breite Zustimmung findet. Die Oberlausitzer müssen das selbst wollen, angefangen bei den Landräten. Die beiden polnischen Landräte in Zgorzelec und Luban sind von der Idee sehr angetan, die deutschen in Bautzen und Görlitz eher noch reserviert. Aber das liegt sicher auch daran, dass wir anfangs nicht deutlich genug gesagt haben, keine Kopie des Tages der Sachsen zu wollen. Hier sind wir weiter im Gespräch. Das Kuratorium „Einige Oberlausitz“ hat im November einen Brief an die Landräte mit entsprechenden Terminvorschlägen verabschiedet. Dann bedarf so ein Tag doch einiger Vorbereitungen, die auf viele Schultern verteilt werden sollten. Realistisch als Startjahr ist wohl 2014.
Was sagen Sie einem Einwohner von Görlitz oder Weißwasser, der sich auf seine Identität als Niederschlesier beruft?
Dem sage ich: Willkommen zum gemeinsamen Feiern, zum gemeinsamen Reden! Die Jahrzehnte, in denen ein ganzer Landstrich beiderseits der Neiße zur preußischen Provinz Schlesien gehörte, sind doch auch ein Teil der rund 700-jährigen Oberlausitzer Geschichte. Übrigens ist Görlitz die größte Stadt der Oberlausitz, 1902 wurde im heutigen Zgorzelec die Oberlausitzer Gedenkhalle eingeweiht und Weißwasser nennt sich seit fast 90Jahren „Weißwasser/Oberlausitz“. Die Sorben gehören ebenfalls dazu, und wir möchten zum Tag der Oberlausitz ausdrücklich auch die Tschechen einladen. Vergessen wir nicht, die Oberlausitz gehörte jahrhundertelang der böhmischen Krone. Mit den Tschechen verbindet uns mehr als gutes Bier.
www.sz-online.de
Und hier, in der Oberlausitz? Hier streiten die Geister gerade darüber, ob die Region in ihrem Selbstverständnis lieber an Dresden andocken oder die Gemeinsamkeiten mit der Niederlausitz hervorheben sollte. Außerhalb heißt das erste schon jetzt nur „Dresden und Umland“, und im zweiten Fall unterscheiden weder Wirtschaftsforscher noch Sportreporter nach Ober- und Niederlausitz.
Das heißt aber nicht, dass die Oberlausitz nicht auch eigene Traditionen, Geschichte und Besonderheiten hat. Nur achten viele darauf in der Hektik der Zeit nicht mehr. Anders die Mitglieder des Kuratoriums „Einige Oberlausitz“. Sie wollen einen jährlichen Tag der Oberlausitz ins Leben rufen. Zu den Vordenkern dieser Idee gehört Gerd Münzberg aus Görlitz.
Herr Münzberg, warum sollte es einen Tag der Oberlausitz geben?
Damit sich die Oberlausitzer an diesem Tag einmal ausgiebig besinnen und mit sich selbst beschäftigen. Das fängt schon in der Geschichte an. Wem ist eigentlich klar, dass die Oberlausitz heute in zwei Ländern existiert – in Deutschland und in Polen? Die Oberlausitz reicht von Königsbrück im Westen bis nach Luban im Osten, heute die Hauptstadt des polnischen Teiles der Oberlausitz. Sie liegt damit genau in der Mitte der alten Handelsstraße Via Regia von der Ukraine bis nach Spanien. Die Oberlausitzer in Deutschland und in Polen haben Gemeinsamkeiten, über die an einem Tag der Oberlausitz zu reden Gelegenheit wäre. Wenn die Oberlausitzer künftig noch enger zusammenrücken, ergeben sich auch neue Perspektiven und Chancen für den Tourismus.
Wie stellen Sie sich diesen Tag vor? Wie den Tag der Sachsen, an dem alle an einem bestimmten Ort zusammenkommen?
Nein, genau so eben nicht. Es sollte eher eine Art Nationalfeiertag der Oberlausitzer sein. Ein Tag, an dem in den Orten die Oberlausitz-Fahne weht. In den Gaststätten gibt es Gerichte nach heimischen Rezepten. Die Schulen finden eine Stunde Zeit, um mit den Heranwachsenden mal über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Oberlausitz zu reden. Eine Stunde im Jahr ist da ohnehin schon herzlich wenig, aber im Moment gibt es ja nicht einmal die. Wer will, kann die Tracht der Oberlausitz tragen. Und es wäre schön, an so einem Tag im Radio auch mal die Hymne „Oberlausitz, geliebtes Heimatland“ zu hören. Unternehmen könnten zum Tag der offenen Tür einladen und so zeigen, was in der Oberlausitz alles produziert wird. Es könnte der Tag sein, um mal im ersten Atlas der deutsch-polnischen Oberlausitz aus dem Euroverlag zu blättern. Das alles sollen keine Vorschriften sein, nur Empfehlungen. Die Oberlausitzer haben doch seit jeher viel Fantasie – mit weiteren Ideen für so einen Tag werden sie die einbringen. Da bin ich mir als gebürtiger Zittauer ganz sicher.
Denken Sie da an ein festes Datum im Kalender, oder eher an einen Sonntag?
Der Tag der Oberlausitz sollte jedes Jahr an ein und demselben Tag stattfinden, ob der nun gerade auf einen Dienstag fällt oder auch auf einen Sonntag. Es sollte ein Tag mit geschichtlicher Bedeutung für die Oberlausitz sein. Da kommen einige in Frage. Einen davon haben wir, Bürger und Vereine, ja in diesem Jahr gefeiert: den 666. Geburtstag des Oberlausitzer Sechsstädtebundes am 21. August.
Wann könnte es den Tag der Oberlausitz erstmals geben?
Erst einmal hoffen wir, dass die Idee weiter breite Zustimmung findet. Die Oberlausitzer müssen das selbst wollen, angefangen bei den Landräten. Die beiden polnischen Landräte in Zgorzelec und Luban sind von der Idee sehr angetan, die deutschen in Bautzen und Görlitz eher noch reserviert. Aber das liegt sicher auch daran, dass wir anfangs nicht deutlich genug gesagt haben, keine Kopie des Tages der Sachsen zu wollen. Hier sind wir weiter im Gespräch. Das Kuratorium „Einige Oberlausitz“ hat im November einen Brief an die Landräte mit entsprechenden Terminvorschlägen verabschiedet. Dann bedarf so ein Tag doch einiger Vorbereitungen, die auf viele Schultern verteilt werden sollten. Realistisch als Startjahr ist wohl 2014.
Was sagen Sie einem Einwohner von Görlitz oder Weißwasser, der sich auf seine Identität als Niederschlesier beruft?
Dem sage ich: Willkommen zum gemeinsamen Feiern, zum gemeinsamen Reden! Die Jahrzehnte, in denen ein ganzer Landstrich beiderseits der Neiße zur preußischen Provinz Schlesien gehörte, sind doch auch ein Teil der rund 700-jährigen Oberlausitzer Geschichte. Übrigens ist Görlitz die größte Stadt der Oberlausitz, 1902 wurde im heutigen Zgorzelec die Oberlausitzer Gedenkhalle eingeweiht und Weißwasser nennt sich seit fast 90Jahren „Weißwasser/Oberlausitz“. Die Sorben gehören ebenfalls dazu, und wir möchten zum Tag der Oberlausitz ausdrücklich auch die Tschechen einladen. Vergessen wir nicht, die Oberlausitz gehörte jahrhundertelang der böhmischen Krone. Mit den Tschechen verbindet uns mehr als gutes Bier.
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